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Frei im Kopf

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Die Perspektive wechseln und den Gedanken ihren Lauf lassen. Was philosophisch anmutet, ist für agiles Projektmanagement höchst effektiv. Denn wenn sich Aareon-Mitarbeiter und ihre Kunden im Kreativlabor DesignLab treffen, um innovative digitale Lösungen zu entwickeln, dann steht einer immer im Mittelpunkt: der Anwender.

Die Workshops im DesignLab sind frei im Ablauf. Was zählt, ist die Kreativität jedes einzelnen Teilnehmers.
Foto: Angelika Stehle

Die beiden kleinen Kisten im Regal leuchten sonnengelb. Im Inneren rappelt es verlockend. Was darin ist? Legosteine in allen Farben und Größen. Die Bausteine sind vermutlich nicht gerade das, was der Besucher als Erstes in einem Büro des führenden Beratungs- und Systemhauses für die europäische Immobilienbranche erwarten würde. Und es geht noch weiter: Im Regal darunter liegen bunte Filzkugeln, Wachsmalstifte und Bastelmaterialien. An der Fensterfront lehnen riesige orangefarbene Sitzsäcke. Wer sich hineinfallen lässt, der sieht an der Wand gegenüber einen schwarzen Boxsack. Spätestens hier wird klar: Dieses Büro ist kein gewöhnliches Büro. Wir befinden uns im DesignLab.

Seit Sommer 2016 gibt es im Mainzer Hauptsitz von Aareon dieses Kreativlabor, um mit Kollegen und Kunden auf ungewöhnlichen Wegen zu innovativen Lösungen zu kommen. Design Thinking heißt das Zauberwort. Der Ansatz stammt aus den USA und folgt der Devise „Design first, develop later“. Der Vorteil einer solchen agilen Methode ist, dass Anforderungen und Ziele – wenn nötig – schnell modifiziert werden können. In Zeiten fortschreitender Digitalisierung, in denen Technologiegenerationen immer schneller wechseln, ist es wichtig, dass Unternehmen nicht an fest definierten Prozessen hängen, sondern umgehend reagieren können. Im Bereich Kundenkommunikation etwa ändern sich häufig die Rahmenbedingungen, weil sich Kommunikationskanäle zunehmend diversifizieren.

„Jeder Mensch ist einzigartig und daher kommen die Leute auf höchst unterschiedliche Gedanken – davon gibt es viel zu lernen, erst recht dann, wenn wir nicht in ein Korsett eingeengt sind, sondern wir die Möglichkeit haben, unsere Ideen entfalten zu können.“
„Design Thinking war für uns nicht völlig neu, aber wir haben im DesignLab von Aareon zum ersten Mal mit diesem agilen Ansatz ganz konkret eine digitale Lösung entwickelt. Für uns war der Workshop nicht nur spannend, sondern vor allem produktiv, anwenderorientiert und zielführend.“
„Wir müssen Prozesse überarbeiten, nicht nur digitalisieren. Nutzen Sie das DesignLab!“

Einfühlen in den Nutzer
„Kundenbeziehungen entwickeln sich auch in der Immobilienwirtschaft immer mehr von der analogen in die digitale Welt“, erklärt Stefan Roth vom Strategischen Produktmarketing bei Aareon und nimmt auf einem der grünen Drehstühle am langen Besprechungstisch Platz. „Oft geht es dabei um die Frage, wie sich unsere Kunden mit ihren Kunden sinnvoll vernetzen können, wie kommunizieren sie am besten mit ihnen? Wenn die Antwort hierauf beispielsweise eine App ist, dann ist aus Anwendersicht natürlich wichtig, dass diese nicht nur funktional, sondern vor allem einfach zu bedienen ist. Denn sonst wird sie nicht benutzt.“

Was genau der Anwender „einfach“ findet, welche Anforderungen er hat – das herauszufinden erfordert zunächst kein technologisches Know-how, sondern Einfühlung und Vorstellungskraft. Denn beim Design Thinking entwickeln Menschen unterschiedlicher Disziplinen in einem kreativitätsfördernden Umfeld gemeinsam eine Lösung, indem sie immer wieder die Rolle der potenziellen Nutzer einnehmen und deren Bedürfnisse antizipieren.

„Der interdisziplinäre Ansatz ist sehr gut, da unsere Denkstrukturen doch stark auf die technologische Umsetzung ausgerichtet sind“, sagt Martin Dunkel vom Team Aareon DesignLab. „Bislang haben wir immer mit Nutzermodellen, sogenannten Personas, gearbeitet. Natürlich kann ein Kunde zum Workshop tatsächlich zukünftige Anwender, etwa einige seiner Mieter, mitbringen, um deren Impulse unmittelbar zu berücksichtigen.“

„Design first, develop later“ – Schritt für Schritt entwickeln sich neue Lösungen, ausgehend von Papierentwürfen und Personas.
Fotos: Angelika Stehle

Vom Design zur Technologie
Die Workshops im Aareon DesignLab sind bewusst frei im Ablauf. Sie folgen grob den einzelnen Entwicklungsschritten der Design-Thinking-Methode: Empathie, Definition, Ideenfindung, Prototyp, Test. Wer möchte, kann mit den Legosteinen eine Idee anschaulich nachbauen, einen Gedanken schriftlich festhalten oder tatsächlich kurz an den Boxsack gehen. Erlaubt ist, was die Teilnehmer inspiriert. „Am Anfang steht meist klassisches Brainstorming, Clustern von Inhalten“, erklärt Dunkel und zeigt auf eine halb versteckte Glaswand hinter seinem Schreibtisch. Sie ist vollgeschrieben von oben bis unten. Er rollt eine zweite Wand heran, gespickt mit beschriebenen, bunten Klebezetteln. An einer dritten hängen Skizzen, die tatsächlich schon langsam an die Benutzeroberfläche einer App erinnern.

So arbeiten sich die Aareon-Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Auftraggebern Schritt für Schritt voran, ausgehend von den Nutzermodellen und den Anforderungen des Kunden über erste Entwürfe bis hin zur technologischen Umsetzung. Der Vorteil dieses kooperativen Vorgehens ist nicht nur eine erhebliche Kostenersparnis, sondern auch eine passgenau auf den Kunden zugeschnittene Lösung.

Rund eine Handvoll Kunden hatten Dunkel und seine Kollegen im DesignLab bereits zu Gast. Für alle war der Ansatz Design Thinking neu, aber sehr erfolgreich: Sämtliche Workshops haben konkrete Entwicklungen angestoßen, die demnächst auf den Markt kommen werden. Auch intern wird dieser besondere Raum gerne genutzt. Selbst einige der internationalen Aareon-Kollegen „haben sich schon sehr interessiert umgesehen und mit der Design-Thinking-Methode befasst“, berichtet Dunkel.

 Lesen Sie mehr auf der Aareon-Website:
Design Thinking – Was ist das eigentlich?